Zahlen

Das hieroglyphische Wort für „Zahl“ oder „Menge“ lautete rechet. Weil die Ägypter keine „Null“ kannten, schrieben sie Einer, Zehner, Hunderter, Tausender usw. mit besonderen Zeichen, die, ähnlich den römischen, in absteigender Reihe zusammengesetzt werden.

Die Ägypter verwendeten ein Dezimalsystem mit Zehnern und Hundertern. Die wichtigsten Zahlen hatten spezielle Zeichen. Die anderen Zahlen wurden als Vielfaches dieser Ziffern geschrieben. Entweder wiederholte man das Zeichen in der erforderlichen Anzahl oder schrieb einige Striche neben das Symbol. Die tatsächliche Zahl war die Summe aller wiederholten Zeichen. Beispiel:

Abb. oben: Zahlen in Hieroglyphen, Edfu-Tempel.(Foto: Carmen Wolfram)

Foto ganz links: Das Zeichen „sitzender Gott“ steht für Million bzw. die Umschreibung für eine unvorstellbar große Zahl. Weitere Zahlen-Schriftzeichen die abgebildet sind: Hundertausender, Zehntausender, Tausender, Hunderter, Zehner. Die ganze Zahl lautet 1.333.330

Mathematik:
Die häufigsten mathematischen Berechnungen waren Addieren und Subtrahieren. Wollte man multiplizieren wiederholte man eine Zahl so oft wie nötig mit sich selbst. Beispiel: 10 x 4 => 10+10+10+10 Die Ägypter dividierten, indem sie eine Zahl so lange abzogen, bis eine unteilbare Zahl blieb. Bei den Brüchen kannten sie nur die Stammbrüch (1/2, 1/3, 1/4, 1/5 usw.), alle anderen Brüche müssen immer erst in komplizierten Reihen von Stammbrüchen zerlegt werden. Die Kreisberechnung erfolgte nach der Formel Quadrat von 8/9 des Durchmessers, was für ‚pi‘ den Wert 3,160 ergibt.
Anschaulich wurden ein Trapez als »Abgehacktes«, ein gleichschenkliges Dreieck als »Dorn« bezeichnet, ein Fehler war eine »Verstümmelung« und wurde rot angestrichen, ebenso wie Hilfsziffern und Resultate rot herausgehoben wurden. Eingekleidete Textaufgaben benutzten gern Körner, Scheffel, Tiere, um mathematische Probleme zu umschreiben: »Dreimal steige ich in einen Scheffel – mein Drittel liegt auf mir, und so komme ich voll zurück«.

Papyrus Rhind:
Mathematisches findet man in einigen Papyri, z.B. Papyrus Rhind, in Tabellen, Rechnungstafeln, Kalenderschriften, Urkunden und in den Büchern der Landmesser und Schreiber.

Abb. oben: Ausschnitt aus dem hieratisch geschriebenen mathematischen Papyrus Rhind (Abbildung ist eine Rekonstruktion).

Ausschnitt aus dem hieratisch geschriebenen mathematischen Papyrus Rhind. Der Originalpapyrus – heuer im British Museum in London – stammt aus der 15. Dynastie, der allerdings von einer noch älteren Vorlage abgeschrieben wurde. Anhand des Papyrus Rhind, welcher Vermessungsbeispiele zeigt, erkennt man, dass den Ägyptern bereits 2000 Jahre v.Chr. trigonometrische Funktionen bekannt waren. Der Papyrus enthält eine Abschrift von diversen Pyramidenaufgaben, denen man entnehmen kann, dass zumindest bis ins Mittlere Reich die Winkelmessung unbekannt war.
Der Böschungswinkel einer Pyramide wurde nicht in Grad sondern in Zentimetern ausgedrückt. Grundlage aller Abmessungen der Ägypter war die ägyptische Elle, die aus sieben Handbreiten bestand. Eine Handbreite = vier Finger; Ein Finger entspricht dem Maß von 1,9 Zentimetern, eine Handbreite 7,5 Zentimetern, eine Elle 52,5 Zentimetern. Mit Ellenstäben und Meßseilen wurde gemessen.