Die Schreiber waren die Privilegierten der ägyptischen Gesellschaft. In einem Land in dem nur sehr, sehr wenige Menschen lesen und schreiben konnten – allenfalls 1-2% -, war das Beherrschen der Schrift mit großem Prestige verbunden. Einem Schreiber war es möglich im Dienste des Pharaos einen angesehenen Beruf zu ergreifen. Von allen Berufen im alten Ägypten war der des Schreibers einer der ehrenvollsten; was auch viele Schreiberstatuen, die der Nachwelt erhalten geblieben sind, bezeugen.
Für diesen hoch angesehen Beruf war die Kenntnis der Schrift natürlich unabdingbar und dieses Wissen bildete die Voraussetzung für eine Beamtenlaufbahn, bzw. begannen alle Beamten ihre Laufbahn als Schreiber.
Der Beruf des Schreibers wurde zunächst erlernt, entweder in Tempelschulen oder ein Beamter bildete einen Schüler aus; womöglich brachte auch der Vater dem Sohn das Schreiben bei.
Abb. oben: Schreiberfigur des Domänenverwalters Dersenedj. Altes Reich, 5. Dynastie, um 2400 v.Chr. (Foto: Anja Semling, Ägyptisches Museum Berlin)
Schulischer Unterricht bestand vor allem aus dem Lernen von Schriftzeichen; zunächst wurde die „Alltagsschrift“ erlernt, das sogenannte Hieratische.
Didaktisches:
„Die Schreibschüler wurden in der „Ganzwortmethode“ unterrichtet. Die Schreiber erlernten nicht einzelne Schriftzeichen und setzten daraus die Wörter zusammen, mit denen sie dann die Sätze bildeten, sondern hatten von Anfang an das ganze Wort vor sich. Aus den gelernten einzelnen Wörtern wurden dann die Sätze zusammengesetzt.“ (nach Altenmüller, „Einführung in die Hieroglyphenschrift“)
Wenn die Schüler dann schreiben konnten ließ man sie Kopien anfertigen – überwiegend Erzählungen und Lehren. Wegen der großen Anzahl verschiedener Zeichen benötigten ägyptische Schüler relativ viel Zeit, bis sie alle Arten von Texten lesen und niederschreiben konnten. Es gab sogar Abschlußprüfungen. Ägyptische Schulen waren keine selbständigen Einrichtungen, sondern verschiedenen Institutionen angegliedert. In der Verwaltung des Königspalastes befanden sich die wichtigsten ebenso in den Tempeln des Landes.
Eine schulische Ausbildung war wohl nicht nur den Jungen vorbehalten; zumindest die Königstöchter lernten offensichtlich ebenfalls lesen und schreiben. Wahrscheinlich auch die Töchter von Hofbediensteten. Etwa ab dem Alter von fünf Jahren wurden die Kinder durch Beamte unterrichtet, um später als Jugendlicher in das Verwaltungssystem eingegliedert zu werden.
Abb. oben: Hesire, Beamter unter König Djoser, Altes Reich. Mit Schreibzeug über der Schulter tragend.
Auch eine Möglichkeit war Karriere in den Geiteswissenschaften oder in dem Beamtentum zu machen. Militärs, Priester und Ärzte kamen alle aus den Schreiberschulen.
Zahlreiche Textinschriften sind der Nachwelt erhalten geblieben und viele davon sind heutzutage in Museen der Welt zu bestaunen. Die typische Hieroglyphen-Schrift, erledigten die Bildhauer oder Künstler, indem sie diese Zeichen (nach Vorlagen) in Stein meißelten. Solche Vorlagen in Hieroglyphen-Schrift, von Schreibern entworfen, sind viele aus der Zeit des Neuen Reiches erhalten geblieben.
Im Gegensatz zum Schreiben: für den alltäglichen Gebrauch beschrifteten die Schreiber Papyri, in Hieratisch oder Kursiv-Hieroglyphen, später auch in Demotisch.
Ratschläge an die Schüler, aus der Spätzeit des Neuen Reiches:
„Du musst deine Übungen jeden Tag erledigen.
Sei nicht faul. Du fängst an ein Buch zu lesen, und du rechnest schnell.
Lass aus deinem Mund keinen Ton hören, schreib mit deiner Hand,
lies mit deinem Mund.
Frag unermüdlich die, die mehr wissen als du.
Und versuch zu verstehen, was dein Lehrer will, hör auf seine Anweisungen.“