Hieroglyphen, Kursivhieroglyphen, Hieratisch, Demotisch, Koptisch
Zur Zeit des Alten Reiches gebrauchten die Ägypter die Schriftzeichen größtenteils für religiöse Inschriften oder Gedenkschriften in Palästen, Tempeln und Gräbern sowie auf Statuen, Särgen, Sarkophagen, Amuletten und Schmuck. Neben den Hieroglyphen existierte von Anfang an auch das Hieratische, eine vereinfachte Schreibschrift. Im Neuen Reich tauchten in der Totenliteratur vorzugsweise dann noch die sogenannten Kursiv-Hieroglyphen auf. Und ab der Spätzeit entwickelte sich aus der bis dahin verwendeten Schreibschrift der Ägypter noch eine weitere Schriftart, das Demotische. Als die Griechen über Ägypten regierten kam es zu einer weiteren Schriftform, nämlich die des Koptischen, die im 13. Jh. n.Chr. dann gänzlich als „lebende Sprache“ verschwand.
1. Hieroglyphen
Hieroglyphen von hiero glyphica das heißt heilige Zeichen
Die alten Ägypter nannten ihre heiligen Zeichen allerdings so: medu netscher (ägyptologische Aussprache); was in der Übersetzung heißt: Worte Gottes.
Der Ausdruck Hieroglyphe ist griechischer Herkunft und setzt sich zusammen aus den Komponenten (h)ierós »heilig« und glyphein »einritzen«, »schnitzen«. Die treffendste Übersetzung von Hieroglyphe ist »heiliges Schnitzwerk« oder auch »heilige Vertiefungen«.
Die Hieroglyphen wurden hauptsächlich für monumentale Zwecke verwendet. Zur Zeit des Alten Reiches gebrauchten die Ägypter diese Zeichen größtenteils für religiöse Inschriften oder Gedenkschriften in Palästen, Tempeln und Gräbern sowie auf Statuen, Särgen, Sarkophagen, Amuletten und Schmuck. Hieroglyphen gab es überall in Ägypten. Sie waren einfach in Stein gehauen, häufig mit schillernden Farben ausgemalt und in seltenen Fällen sogar mit Gold überzogen.
Die hieroglyphische Schrift war tatsächlich immer die Schrift, die in die Wände von Tempeln, Gräbern, Stelen usw. eingemeißelt wurde, es war also wirklich auch eine Schrift zum Meißeln besonders von Heiligem.
Bei den Schreibern dieser Schrift für die Ewigkeit, handelte es sich vielfach um Priester; handelte es sich doch bei dieser Schrift um eine heilige Schrift, der die alten Ägypter Heiligkeit zugesprochen hatten. Nach der Mythologie Ägyptens war der Erfinder dieser heiligen Zeichen der Gott Thot – Herr der Schreibkunst, der Wissenschaften und der Zeit.
Abbildung oben: eingemeißelte Hieroglyphen in Kalkstein
2. Kursiv-Hieroglyphen
Eine Mittelstellung zwischen den Hieroglyphen und dem Hieratischen nehmen die sog. Kursiv-Hieroglyphen ein. Kursiv = schräg
Die Kursiv-Hieroglyphen entwickelten sich vermutlich aus den, direkt auf der auszuarbeitenden Fläche angebrachten Entwurfszeichnungen für Hieroglyphen. Sie sind weniger vereinfacht als wie die hieratischen Zeichen. Man nennt diese Zeichen auch „skizzierte Hieroglyphen„.
Diese Zeichen wurden von den Ägypern bis in die Spätzeit, vor allem bei der Aufzeichnung von Totentexten im Neuen Reich – bei den sog. Totenbüchernpapyri – benutzt. Und somit gibt es noch den weiteren Begriff: Totebuch-Hieroglyphen (Abb.). Aber auch im Mittleren Reich fanden Kursiv-Hieroglyphen Anwendung, so z.B. auf Särgen, auf Ritualpapyri oder in medizinischen Texten.
Abbildung oben: Kursiv-Hieroglyphen Ausschnitt Totenpapyri
3. Hieratisch
Hieratisch (griech.) heißt soviel wie priesterliche
Das Hieratische ist eine vereinfachte Schreibschrift, die von Anfang an neben den Hieroglyphen existierte. Man nennt diese Schriftart auch Kursive, das Wort bezeichnet eine schnell geschriebene Schreibschrift, deren Buchstaben miteinander zusammenhängen.
Der Bildcharakter der Hieroglyphen war dabei vereinfacht, die Zahl der gebräuchlichen Zeichen wurde reduziert und das Hieratische wurde linksläufig gelesen. Die hieratische Schrift war ursprünglich die vor allem in der Verwaltung benutzte Schreibschrift, also die „Alltagsschrift“.
Benutzt wurde diese für Verwaltungsschriften, Tempelinschriften sowie für religiöse, literarische, mathematische und medizinische Texte. Hieratisch wurde in Spalten und Reihen geschrieben. Typischerweise wurde das Hieratische in Tinte und mit der Binse auf Schriftträger wie Papyrus, Holz, Stoff, Leder oder Kalksteinscherben geschrieben. Vereinfacht kann man noch sagen, dass das Hieratische sich zu den Hieroglyphen verhält wie unsere Handschrift zur Druckschrift.
Abbildung oben: Hieratische Schriftzeichen auf einem Papyri (Ausschnitt)
4. Demotisch
Von dem griechischen Wort demotikos, was soviel wie populär heißt
In der Spätzeit, bzw. genauer im 8. Jahrhundert v.Chr., trat eine weitere Schriftart mit einer nochmaligen Änderung auf, aus der das Demotische hervorging.
Diese demotischen Schriftzeichen wurden in der römisch-griechischen Zeit zur Alltagsschrift in ihrem Gebrauch; und diese existierte neben den Hieroglyphen und dem Hieratischen. Das Hieratische wurde dann nur noch für religiöse Texte auf Papyri verwendet sowie anstelle der Kursiv-Hieroglyphen desweiteren.
Abbildung oben: Ausschnitt Demotische Schrift „Stein von Rosette“
5. Koptisch
Unter dem Einfluß der Griechen in der griechischen Zeit (332-30 v.Chr.) entwickelte sich die letzte Form der altägyptischen Schriftarten, das Koptische. Diese Schrift besteht eigentlich aus griechischen Buchstaben mit einigen Zusatzzeichen aus dem Demotischen.
Diese Schrift wird später hauptsächlich von Christen (in Ägypten*), den Kopten verwendet, deshalb spricht man von der sogenannten Koptischen Schrift. In der koptischen Liturgie findet man diese Schrift von ägyptischen Christen noch heute in Gebrauch. Die koptische Periode Ägyptens dauerte von 2. Jh. n.Chr. bis 7. Jh. n.Chr. Im 13. Jh. stirbt das Koptische als lebende Sprache weitgehend aus, es übernimmt das Arabische die Landessprache. (*Ägypten wurde zum ersten christianisierten Land in der alten Welt.)
Abbildung oben: Ausschnitt aus einer koptischen Handschrift