Entzifferung

Stein von RosetteDer Schlüssel zum Verständnis der altägyptischen Kultur

Die Enzifferung der damals noch geheimnisvollen ägyptischen Hieroglyphenschrift, faszinierte von Anfang an die Wissenschaftler. Im Jahre 1799 leitete ein französischer Leutnant namens Bouchard die Befestigungsarbeiten am Fort St. Julien, ungefähr 4 km von der Stadt Rosette (im Norden Ägyptens) entfernt. Plötzlich entdeckten die Arbeiter einen großen Stein, der in der Geschichte der Archäologie berühmt werden sollte. Es handelte sich um den Stein von Rosette, der es ermöglicht hat, die Hieroglyphenschrift zu entziffern

Im Verlauf der Geschichte ergab es sich dann, dass dieser Stein in den Besitz der Engländer kam, die ihn zu einem der berühmten Funde des British Museum machten. Der Stein, eine Tafel aus härtestem, schwarzem Basalt, zeigt auf einer Seite eine lange, dreisprachige Inschrift mit übereinanderstehenden Texten. Siehe Abbildung:

Der originale Stein von Rosette im British Museum in London. Drei Schriften sind darauf eingeritzt: Hieroglyphen, Demotisch und Griechisch. Foto: Anja Semling

Von den drei Inschriften war die erste vierzehnzeilige in Hieroglyphen-Schrift, die zweite mit 32 Zeilen in demotischer Schrift, einer Schreibform, die beim Volke seinerzeit üblich war und die dritte Inschrift, 54 Zeilen lang, war in griechisch und daher verständlich. Aber nur 468 Wörter im griechischen Text entsprachen den 1419m Hieroglyphen(!)… Welches System dahintersteckte sollte durch J.F. Champollion einige Jahre darauf als seine wissenschaftliche Großtat, in die Geschichte eingehen. 

Nach der Übersetzung stellte sich dieser Text als ein priesterliches Dekret zu Ehren des Königs Ptolemäus v. Epiphanes heraus, aus dem jahre 196 v.Chr. (Ptolemäerzeit), und endete mit dem formellen Befehl: »dieses Dekret, in eine Tafel aus hartem Stein in dreifacher hieroglypischer, demotischer und griechischer Schrift gehauen, soll in allen wichtigen Tempeln Ägyptens nachgebildet werden«. Diese drei verschiedenen Schriftarten ermöglichten es einer breiten Bevölkerungsschicht, die Texte zu lesen; nämlichen den ägyptischen Priestern (die Hieroglyphen), den Beamten (das Demotische) und den gr. Herrschern u. Griechen (das Griechische).

Der Franzose Jean-François Champollion war einer der Ersten, der richtig erkannte, dass die Hieroglyphenschrift keine reine Bilderschrift war, sondern auch eine Lautschrift, bzw. eine Kombination aus beidem oder mehr.

Abbildung links zeigt den Namen von Pharao „Ptolemaios“ in einer Kartusche

Anhand dieses Namens „Ptolemaios“, Aussprache in Hieroglyphen etwa: „Ptolmys„, konnte Champollion sein Entzifferungswerk unbeirrt fortsetzen, da er mittels den alphabetischen Hieroglyphen die er daraus, und aus dem Namen „Kleopatra“, Aussprache in Hieroglyphen etwa: „Kliopadra„, gewonnen hatte, sein System auf weitere Namen in Texten aus ptolemäischer oder römischer Zeit anwenden konnte. Der Name Ptolemaios befindet sich, in Kartusche geschrieben, auch auf dem sogenannten Stein von Rosette.
Mit der Entzifferung der phonetischen Lautwerte der Hieroglyphen, aller ihm erreichbaren hieroglyphischen Texte und Inschriften, gelang Champollion nach und nach die Entzifferung. Bis er 1822 schließlich eine umfassende Abhandlung:Lettre à M. Dacier relative à l’écriture des hiéroglyphes phonétiques, die Prinzipien der ägyptischen Schrift darlegte und zwei Jahre später publizierte er sein Précis du système hiéroglyphique. Trotz aller Kritik und Neider von Kollegen, gelang es dem Franzosen Jean François Champollion, das bis dahin geheimnisvolle ägyptische Schriftsystem zu entziffern. Diese wissenschaftliche Großtat macht ihn heutzutage nicht nur in der Fachwelt berühmt.

Jean François Champollion (1790–1832)

Enzifferte 1822 die Hieroglyphen

Die Ehre, es fertiggebracht zu haben, die Hieroglyphen zu entziffern, steht eigentlich zwei Wissenschaftlern zu: dem Engländer Thomas Young und dem Franzosen Jean-François Champollion (1790–1832), die sich beide etwa zur gleichen Zeit an die Arbeit gemacht hatten und ihre Bemühungen mit Erfolg gekrönt sahen.
Trotzdem müßte Champollion, mehr noch als sein Gegenspieler als der eigentliche Entzifferer der Hieroglyphenschrift angesehen werden. Da, wo Young mit Eingebung vorging, wandte Champollion wissenschaftliche Methodik an. Er drang mit seinem Studium soweit vor, dass er bei seinem Tode im Jahre 1832 eine Grammatik und ein Wörterbuch hinterließ. Champollion legte 1822 in seiner berühmten Abhandlung Lettre à M. Dacier relative à l’écriture des hiéroglyphes phonétiques, die Prinzipien der ägyptischen Schrift dar und zwei Jahre später publizierte er sein Précis du système hiéroglyphique.

François Champollion hatte sich bereits als Kind für das alte Ägypten interessiert, und die alte Schrift zu entziffern war für ihn ein lang ersehntes Ziel. Als Zwölfjähriger schon, hatte er die Grundlagen des Hebräischen und Arabischen erlernt und in den Jahren danach beschäftigte er sich mit Syrisch, Chaldäisch, Chinesisch, Sanskrit, Persisch und vielen anderen Sprachen. Mit 16 Jahren hatte er sich auf das Koptische spezialisiert und vertrat auch die Ansicht, dass das Koptische eine Spätform der alten ägyptischen Sprache der Hieroglyphen ist. 1808 hatte er dann 15 demotische Zeichen des Rosette-Dekrets (Stein von Rosette) und ihre koptische Entsprechungen korrekt identifiziert.
Die endgültige Entzifferung der Hieroglyphen kam danach nur langsam voran. 1818, als Champollion zum Professor für Geschichte und Geografie in Grenoble berufen wurde, war die Entzifferung dann merklich fortgeschritten und gewiss.

Publikationen:
Vier Jahre später, 1822, nach Champollions Einberufung zum Professor für Geschichte und Geografie in Grenoble, folgte die Lettre à M. Dacier und 1824 wurden die Gedanken Champollionsim Précis du système hiéroglyphique fortgeführt und publiziert. Diesen Publikationen folgten: Grammaireégyptien (1836 – 1841) und Dictionnaire (1841 – 1844) nach dem Tode Champollions, in welchen die Gesamtheit seiner bis dahin gelieferten Ergebnisse noch einmal zusammengefaßt vorgestellt wurden.
Es blieb aber immer noch viel zu tun hinsichtlich der Entzifferung, denn das ägyptische Schriftsystem hatte sich immerhin über einen Zeitraum von 3000 Jahren entwickelt!

Kurbiografie:

  • Geboren am 23. Dezember 1790 in Figeac, Frankreich.
  • Schüler am Lyceum in Grenoble 1801 – 1807; Feststellung der Verwandtschaft von Ägyptisch und Koptisch; Studien bei Silvestre de Sacy, Paris 1807 – 1809.
  • Dozent für Geschichte und Politik in Grenoble 1809 – 1816; Promotion 1810.
  • Professor für Geschichte und Geografie, Grenoble 1818 – 1821.
  • Lettre à M. Dacier, relative à l’alphabet des hiéroglyphes phonétiques, employé par les Égyptiens …, 1822.
  • Besuch ägyptischer Sammlungen in Italien, 1824.
  • Précis du système hiéroglyphique des ancient Égyptiens …, 1824.
  • Direktor der ägyptischen Sammlungen, Louvre, 1826.
  • Forschungsreise nach Ägypten mit Ippolito Rosellini, 1828/29.
  • Erster Professor für Ägyptische Geschichte und Archäologie, Collége de France, 1831.
  • Gestorben 41-jährig am 4. März 1832 in Paris.

»Eine Hieroglyphenschrift zeigt sich als echtes Chaos; nichts ist an seinem Platz; allem fehlt die Proportion; die in der Natur gegensätzlichsten Dinge stehen hier unmittelbar nebeneinander und bilden monströse Verbindungen: Und doch haben feste Regeln, durchdachte Kombinationen, überlegtes und systematisches Vorgehen unbestreitbar die Hand geführt, die dieses Bild, das dem Anschein nach so ungeordnet ist, gezeichnet hat; diese Buchstaben, so unterschiedlich sie geformt seien, sind jedoch Zeichen, die eine Gedankenfolge erkennen lassen, sie drücken einen durchgehenden Sinn aus und stellen daher eine richtige Schrift dar
Jean François Champollion
(Quelle: »Précis du systéme hiéroglyphique des Egyptiens«, 2. Aufl. 1828)

Buchtipp:

Wie der Hieroglyphen-Code geknackt wurde

Champollion war ein Spezialist der sich selbst buchstäblich dem Studium des alten Ägypten geopfert hat.“ Dies schreibt der Autor in seinem Nachwort, über die Hauptfigur vorliegenden Buches mit dem ausführlichen Titel: „Wie der Hieroglyphen-Code geknackt wurde – Das revolutionäre Leben des Jean-François Champollion“. Dieser Mann ist heuer untrennbar verbunden mit den ägyptischen Hieroglyphen. Warum, erzählt diese (erste moderne) Biographie mit fundierten Informationen über das bewegte Leben des Hieroglyphen-Entzifferers. Der Autor Andrew Robinson schildert sehr ausführlich die Lebensgeschichte eines Mannes, der sein leider zu kurzes Leben dem alten Ägypten und dessen Schriftsprache widmete.

Wie der Hieroglyphen-Code geknackt wurde von Andrew Robinson Verlag: Philipp von Zabern, 328 Seiten, 100 s/w-Abbildungen, Format: 16,5 x 24 cm, gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 1. Auflage, Erscheinungsdatum: 12.03.2014, ISBN: 978-3-8053-4762-4

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