Buch: Mittelägyptische Grundgrammatik

Mittelägyptische grundgrammatik

Mittelägyptische Grundgrammatik
Abriß der mittelägyptischen Grammatik

Von Boyo Ockinga
Verlag: Philipp von Zabern
Gebundenes Buch
181 Seiten
Mit Übungsstücken
2. überarbeitete Auflage
Erscheinungsdatum: 2005
ISBN: 9783805336000

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Hieroglyphen selbst lesen und schreiben können – welcher Ägyptenfreund möchte dies nicht? Seit der Hieroglyphenentzifferung sind diese Schriftzeichen kein Geheimnis mehr und somit kann sich jeder Interessierte dies durchaus komplexe Schriftsystem aneignen. Zum Beipspiel anhand vorliegender Lehrgrammatik in zweiter Auflage mit dem Titel „Mittelägyptische Grundgrammatik“, erschienen Ende 2005 im Verlag Philipp von Zabern.

Dieses anspruchsvolle Werk ist eine Einführung in die Prinzipien der Hieroglyphenschrift sowie eine Behandlung der Wortarten (Substantive, Adjektive, u.s.w.) und beinhaltet zahlreiche Übungsstücke. Das kompetente Lehrwerk wurde bereits in erster Auflage vielseitig verwendet und hat sich im Unterricht bewährt. Es wurde dereinst auf Anregung des Ägyptologen Hellmut Brunner – da sein „Abriss“ vergriffen war – von Boyo Ockinga neu bearbeitet und ist somit als Nachfolgewerk zu verstehen.
Mit nun einigen Verbesserungen, Änderungen und Erweiterungen in der zweiten Auflage, können sich abermals jedwede Interessierten, ob Einsteiger oder Fortgeschrittene, mit den Grundlagen der Grammatik des Mittelägyptischen vertraut machen. Das Buch hat zum Ziel, für den Anfänger das Wesentliche der Sprachlehre so kompakt wie möglich darzustellen. Dieses Lehrwerk setzt auch gute bis sehr gute Kenntnisse in der deutschen Grammatik voraus; was spätestens im Teil „Formen- und Satzlehre“ dem Leser auffallen wird. Und es folgt im Aufbau der zu lernenden Grammatik einer Systematik nach Wortarten und Satzstruktur.

Das sogenannte Mittelägyptische, in welches dies Werk wie schon erwähnt, in Schrift und Sprache einführt, war die Schriftsprache des Alten Ägyptens während des Mittleren Reiches, ca. 2150 bis 1650 v.Chr.; und wurde von den Ägyptern schon als klassische Sprache betrachtet. Diese Schriftsprache wurde bis in die griechisch-römische Zeit (332 v.Chr. – 4 Jhdt. n.Chr.) in Ägypten weiterhin verwendet; wurde allerdings von der gesprochenen Sprache Neuägyptisch, also jene nach der Zeit des Mittleren Reiches, beeinflußt. Desweiteren war vor Mittelägyptisch die Sprache der Ägypter das Altägyptische (zur Zeit des Alten Reiches); zu finden in Schriftzeugnissen zum Beispiel in den für uns heutzutage berühmten Pyramidentexten.

Vorliegendes Lehrwerk gliedert sich wie folgt in mehrere Teile: Nach einer Einleitung, mit weiterführenden Literaturtipps, schließen sich die beiden Teile „Schrift und Transkription“ sowie „Formen- und Satzlehre“ an. Im erstgenannten Teil erfährt der Lernende vorwiegend die unterschiedlichen Gruppierungen der Hieroglyphen-Zeichen und einige derer Transkriptionen (=Umschrift, ohne die eine korrekte Übersetzung, in bsplw. deutsche Sprache, quasi nicht möglich ist).
Im weitaus umfangreicheren zweiten Teil „Formen- und Satzlehre“, taucht der Leser ein in die ganze Vielfalt der grammatikalischen Strukturen, Satz- und Wortarten. Dieser Teil ist so aufgebaut, dass jeder Grammatik-Baustein einzeln behandelt wird, immer mit Erklärung, hieroglyphischen Beispielen und Übersetzungen. Daran schließt sich eine Zeichenliste an, die jener der sogenannten „Gardiner Liste“ entspricht, d.h. annähernd 700 Hieroglyphen werden darin gelistet und einzeln kurz vorgestellt.
Im Teil „Übungsstücke“ folgt die Reihenfolge der Übungen dem Aufbau der Grammatik wie in Teil „Formen- und Satzlehre“. Allerdings gibt es keine direkten Lösungen zu den Übungen, diese muss sich der Lernende anhand dem beigefügten Wörterverzeichnis und den Beispielen aus der Lehrgrammatik, selbst zurechtlegen. Die Übungsstücke zur Schrift umfassen 20 Buchseiten und die der Lesestücke zehn.
Wie oben schon angedeutet findet sich auch ein „Wörterverzeichnis“, welches aber nicht alle Wörter die in der Grammatik besprochen sind, aufführt. Jedes „Wort“ findet sich darin in ägyptologischer Transkription, Hieroglyphen-Schreibung und Übersetzung ins Deutsche.
Zu guter Letzt folgt noch ein Anhang (Indices), der unter anderem einen Index der bekannten Hieroglyphen-Zeichen beinhaltet, welcher für das schnelle Auffinden bestimmter Zeichen in der Zeichenliste, sehr nützlich sein kann, beim intensiven Erlernen der Hieroglyphen-Schrift.

Diese handliche Grammatik ist auch gut geeignet zum Nachschlagen. Zumal dieses Lehrwerk durchaus eine Ergänzung sein kann für anderweitige Literatur zu gleichem Thema oder wenn man zum Beispiel schon einen Hieroglpyhen-Fernkurs, Studium, o.ä., absolviert hat. Somit läßt sich das bereits vorhandene Wissen entweder auffrischen oder weiter vertiefen, je nach Kenntnisstand.
Obschon das Mittelägyptische zu erlernen im Eigenstudium sicherlich nicht ganz einfach ist, dürfte dies Lehrwerk zwar ein guter Leitfaden sein, aber nur dann, wenn man auch die deutsche Grammatik gut beherrscht. Da sämtliche Beispiele die darin behandelt werden, systematisch sich daran orientieren. Und somit wird jeder Lernwillige mit Fachtermini konfrontiert, die für Ungeübte ein kleines Hindernis darstellen könnten(!?).

Ein sehr rundes und klares Lehrbuch, womit man sich aber erst einmal vertraut machen sollte, um die Gesamtheit der Darstellung auch im Detail besser zu verstehen. Was heißen soll, dass es durchaus sinnvoll ist, wenn man vorab schon weiß, was z.B.: Transkription, Gardiner-Zeichenliste, Nisbe (…) oder das hieroglypische Schriftsystem an sich, bedeutet. Bei aller Komplexität des Themas, gerade für Einsteiger, macht dies durchaus Sinn, denn beim eigentlichen Erlernen des Stoffes wird der Schwerpunkt ja gerade auf die Grammatik gelegt.

Die graphische und satztechnische Aufbereitung der Buchseiten sind auch wegen der guten Strukturierung sehr übersichtlich gestaltet. Einzelne Tabellen vereinfachen das Ganze noch; fotografische Abbildungen sind allerdings keine im Buch zu finden. Die hieroglyphischen Texte, bzw. diversen Hieroglyphen-Zeichen, wurden mit WinGlyph Professional gesetzt, welche in der Schriftpunktgröße den weiteren Schriften angepaßt sind.
Dieses kompakte Lehrbuch nimmt man als Hieroglyphen-Freund oder Studierender der Fachdisziplin, bestimmt immer wieder gerne zur Hand. Auch um abzutauchen in eine vergangene Kultur, die uns gerade durch das besondere Schriftsystem der Ägypter – fixiert auf antiken Schriftträgern, wie z.B. Papyri, Statuen, Grabwände, (u.a.) – Zugang zum Verständnis derer eröffnet hat.

Für Jeden, ob fürs Studium, den Ägypten-Urlaub oder aus reinem Interesse an dieser Schriftsprache, ist es zwar kein kurzer Weg dahin, die Hieroglyphen-Schrift selbst erlernen zu können, macht aber mit jedem neuen Schritt, mit hoffentlich ersten Erfolgserlebnissen, großes Vergnügen; insbesondere wenn man vor kniffligen Aufgaben steht, die es zu lösen gilt. Dazu ist dieses Buch absolut dienlich.

Rezensentin: Anja Semling

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