Historisches

Mit dem Aufkommen der Hieroglyphenschrift setzt (für uns) die geschichtliche Zeit Ägyptens ein. Jene »Heilige Schrift« ermöglichte es dem Ägypter, Ereignisse festzuhalten und sie zur Historie werden zu lassen.

Die länger als 4000 Jahre währende Geschichte der ägyptischen Sprache kann in zwei Hauptabschnitte gegliedert werden, diese sind nach R. Hannig (Ägyptologe) wie folgt:

Älteres Ägyptisch (Alt- und Mittelägyptisch)
Jüngeres Ägyptisch (Neuägyptisch, Spätägyptisch, Demotisch, Koptisch)

Manche Historiker nehmen die Unterteilungen wie folgt vor:
Altägyptisch, Mittelägyptisch, Neuägyptisch.

Die ersten Schriftzeichen treten bereits auf Denkmälern vor der 1. Dynastie in Erscheinung, d.h. noch vor 3000 v.Chr. Gegen Ende der 2. Dynastie steht die ägyptische Schrift als voll entwickelte Hieroglyphenschrift vor uns. Somit hat es rund ein halbes Jahrtausend gedauert, bis sie sich zu dieser Stufe hin entwickelt hat – ein langwieriger Prozess, wie man ihn auch von anderen Sprachen her kennt. Die ältesten ägyptischen Inschriften stammen aus der Zeit um 3200 v.Chr. Mit den ersten Bildzeichen schrieben die Ägypter vorwiegend königliche Besitztümer auf.

Zur Zeit des Alten Reiches gebrauchten die Ägypter die Zeichen aber größtenteils für religiöse Inschriften oder Gedenkschriften in Palästen, Tempeln und Gräbern sowie auf Statuen, Särgen, Sarkophagen, Amuletten und Schmuck. Neben den Hieroglyphen existierte von Anfang an auch das Hieratische, eine vereinfachte Schreibschrift.

Im Neuen Reich tauchten in der Totenliteratur vorzugsweise dann noch die sogenannten Kursiv-Hieroglyphen auf. Und ab der Spätzeit entwickelte sich aus der bis dahin verwendeten Schreibschrift der Ägypter noch eine weitere Schriftart, das Demotische. Als die Griechen über Ägypten regierten kam es zu einer weiteren Schriftform, nämlich die des Koptischen, die im 13. Jh. n.Chr. dann gänzlich als „lebende Sprache“ verschwand. Das Arabische fand im 7. Jh. n.Chr. den Einzug ins Land; bis diese Sprache das Griechische und Koptische verdrängt hatte dauerte es allerdings etwa 1000 Jahre.

Die Ägypter schrieben ihre Erfindung der Schrift, dem großen und weisen Gott Thot zu. (Abb. links)
Thot ist Schutzherr der Schreiber; Bote und Schreiber der Götter; Gott des Wissens; Gott der Schriftkunst und der Wissenschaften; Gott des Mondes. Thot, der von den Griechen mit Hermes gleichgesetzt wurde, wurde in der alexandrinischen Theologie als Hermes Trismegistos verehrt.

Ursprünglich war Thot ein Mondgott und während des Alten Reiches war er schon eine bedeutende Gottheit. Häufig erwähnten ihn die Pyramidentexte. Thot, der über sein Gestirn, den uralten Zeitteiler (Mond), zum Gott des Maßes, der Zeiteinteilung und bald aller Wissenschaft überhaupt wurde; und dies schließt auch die Gesetze und alle heiligen Bücher mit ein, denn er hat (angeblich) die Schrift erfunden. Thot ist mit Re als dessen Herz der schöpferische Anteil der Universalgottheit, aus der über Re alle geistige Leistung entspringt.
Beim Totengericht notiert er als Protokollführer gewissenhaft plus und minus. Dargestellt wird Thot als Ibis oder Pavian – beides sind seine heiligen Tiere – oder in männlicher Menschengestalt mit Ibiskopf und Schreibbinse.

Der genaue Ursprung des Thot ist nicht bekannt, er ist jedoch schon seit frühster Zeit als Gott von Hermopolis belegt. Und dort galt er auch als Gefährte der Seschat, die Göttin der Schreibkunst.